Auf der inhaltlichen Ebene gibt es nichts Neues im Hader-Kosmos. Selbstironisch hadert der große Hader mit sich und dem Leben, provoziert das Publikum mit autobiografischen Alltagsgeschichten als identifizierbare Situationen, garniert mit derb österreichischen Wortspielereien, womit er die Lacher auf seiner Seite hat. Ganz langsam kommt er in Fahrt, lässt den Humanismus in krassen Rassismus mit Hitlerattitüte eskalieren, was in Zeiten von Chemnitz weniger Lachen als Gänsehaut produziert. Aber Haider spielt Haider damit auch den Schauspieler und zwischendurch agiert er als österreichischen Liedermacher. Für Haider-Fans ist das schon mehr als wenig.
Nach der Pause gibt sich Haider als Mäzen und lässt Nachwuchstalent Rudi Schoeller das Thema Internet und Digitalisierung mit amüsanten Minigeschichten abhandeln. Dann nimmt er selbst Fahrt auf. Kommt von Erdbeerplantagen zur „gemäßigten Diktatur“, schwärmt vom Landleben und der Nachkriegsmilchhaut, skizziert Szenen einer eingefahrenen Ehe mit grober österreichischer Direktheit mit Schlenkern zum Klimaschutz und räsoniert sentimental über den Tod als letzte Neugierde im Leben wie ein „Umsteigen in Plattling im Novembernebel“. Ja, immer noch passt Plattling für die Pointe für das Allerletzte. Den großen, viel besprochenen, dramaturgisch spannend eingesetzten Satz, die Pointe am Schluss, bleibt Haider schuldig. Der Applaus ist trotzdem mächtig. Mit einer Zugabe, ein Lied unter der flimmernden Disco-Kugel, verabschiedet sich der sympathische Kabarettist atmosphärisch nostalgisch.
Michaela Schabel