"Kultur macht glücklich"


Sammlung Oehms „Annemarie Pletl & Wege zu S. v. Vegesack“

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Sammlung Oehms „Annemarie Pletl & Wege zu S. v. Vegesack“

©Michaela Schabel

Immer wieder überrascht Kunstsammler und Herausgeber Dieter Oehms durch seine ungewöhnlichen Ideen. Im achten Band der Sammlung verbindet Oehms…

sehr gekonnt drei Herzensangelegenheiten: seine Begeisterung für den Dichter Siegfried von Vegesack (1888-1974), den er 1973 persönlich kennenlernte, sein Talent, Künstlerinnen zu entdecken und seine Liebe zum Bayerwald.

In Annemarie Pletls Bildern erkannte Oehms das Potenzial Vegesacks wichtigste Lebensstationen und dessen Domizil in der Burg Weißenstein malerisch darzustellen. Die Sanierung verschlang Vegesacks ganzes Vermögen, weshalb Vegesack den Turm als „Das fressende Haus“ titulierte. Einst ein Künstlertreff ist es jetzt als Museum ein Symbol nicht nur für historische, sondern auch für die künstlerische Bedeutung dieser Region. 

In „Annemarie Pletl & Wege zu S. v. Vegesack“ entdeckt die Malerin den Dichter. Von den 27 Bildern, die Pletl für die Buchausgabe malte, waren 16 Bilder Auftragsarbeiten für Oehms, der mit diesem Projekt mehr noch als in anderen die Tradition des Mäzenatentums als wertschätzendes Wechselspiel zwischen Auftraggeber und Künstler weiterführt. 

Pletl malt zu Hause im „8. Zimmer“, ein ruhiger Raum mit Staffeleien, Maluntensilien und halbfertigen Bildern. Hier findet sie zu sich selbst. Diese Ruhe und Gelassenheit spiegelt sich in ihren Bildern. Pletl liebt das Schöne. Vergangenes führt sie in die Gegenwart. Dabei bewahrt sie das Lebenswerte, zeigt aber auch die „Verschandelungen“ und lässt subtil hinter die Fassaden blicken.

Nach Fotografien porträtierte Pletl Vegesacks Frau und seinen Sohn mit einer sympathischen Aura, ihn selbst mit ikonischer Markanz. Als Kind war Pletl dem alten Herrn mehrmals in Regen begegnet. Heute ist sie der Kulturszene um das „fressende Haus“ sehr verbunden. Ihre Bilder sind beeindruckend. Wuchtig wirkt die „Burgruine Weißenstein“ vor dem dunklen Wolkenhintergrund, gleichzeitig strahlt sie über die durchsonnten Mauern eine gelassene Widerständigkeit aus. Den „Blick vom Turm zur Burg“ aquarelliert Pletl mit träumerisch impressionistischer Transparenz. Man beginnt die magnetische Energie dieser Örtlichkeit zu begreifen. 

Über die Vegesack-Bilder hinaus zeigt PIetl in sechs Werkgruppen, wie stark sie ihr thematisches und künstlerisches Spektrum erweitert hat, ohne von ihrem Hauptanliegen abzuweichen. Egal ob „Zaungespräche“, „Traumwelten“, „Landschaften“, „Heimat“, „Brücke“ oder „Boot“, alle ihre Bilder zielen auf das Wesentliche, die Harmonie von Vergangenheit und Gegenwart, Mensch und Natur. Eine „Brückenbauerin“ will sie sein. Ihre gebogene „Brücke“ überwindet Hindernisse, verbindet wie ein Regenbogen verschiedene Welten. Dazu passt „Komm ins Boot“ als Symbol, etwas Neues gemeinsam kennenzulernen. 

Auch Oehms bleibt trotz der thematischen Erweiterung seinem Buchkonzept treu. Dem persönlichen Vorwort folgen die Porträts der Künstler, Gedichte von Vegesack und die Würdigung von Pletls Bildern, zu denen Pletl eigene Gedanken formuliert. Mit Fotografien von Diana Maria Baumgartner, ediert im Lichtung Verlag, erwartet den Leser eine liebenswerte Hommage an den Dichter und die Malerin.