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Halle – „Karl Hofer. Zwischen Schönheit und Wahrheit“ in der Moritzburg

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Halle – „Karl Hofer. Zwischen Schönheit und Wahrheit“ in der Moritzburg

Karl Hofer: Mädchen in der Dachkammer, Sammlung Arthouse, Foto: Sophia Kesting © VG Bild-Kunst, Bonn 2025©Kunstmuseum Moritzburg

„Der Mensch und das Menschliche waren und ist ein immerdauerndes Objekt meiner Darstellung“, bekennt…

Karl Hofer. Der Impressionismus war ihm zu flüchtig, der Expressionismus zu ekstatisch, das Realistische zu wenig. „Der Künstler hat Ausdruck seiner Zeit zu sein in überzeitlicher Gestaltung.“ Aus diesem Anspruch heraus wurde Karl Hofer (1878–1955) zu den eigenständigsten Malern der deutschen Moderne. 

In der Ausstellung „Karl Hofer. Zwischen Schönheit und Wahrheit“ zeigt das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) erstmals über 50 Gemälde aus einer bedeutenden Leipziger Privatsammlung. Sie ist unterteilt in sieben Kapitel, die die wichtigsten Themen in Hofers Œuvre anhand von Beispielen aus allen Schaffensphasen vorstellen. Ergänzt wird die Ausstellung durch neun Gemälde von Künstlern der Halleschen Schule, die thematische, stilistische und atmosphärische Anklänge an Hofers figurative Malerei nach 1945 aufweisen. 

Zwischen Neuer Sachlichkeit und Magischem Realismus entwickelte Hofer eine unverwechselbare Bildsprache, realistisch und zugleich entrückt, voller stiller Dramatik und getragen von einem tiefen Glauben an die Würde des Menschen. Die Wahrheit der Kunst sah Hofer in der Form, und zwar so vereinfacht, dass sie das Wesentliche sichtbar macht. Das innere Erleben wird so durch eine klare Struktur in seiner Wahrhaftigkeit erlebbar. Der Untertitel „Zwischen Schönheit und Wahrheit“ zielt auf die Realität, in der hinter der Schönheit als Ideal oft eine schwer erträgliche Wahrheit sichtbar wird. 

Im Mittelpunkt steht bei Hofer immer der Mensch, oft durch Melancholie und Einsamkeit geprägt, aber immer mit Würde auf der Basis einer humanistischen Weltanschauung. Seine Figurendarstellungen sind keine bloßen Wiedergaben des Gesehenen, sondern stille Träger tiefgreifender existenzieller Empfindungen wie Verlust, Widerstand, Leben und Tod. Mit seinen Bildern wollte er über Zeitströmungen hinaus das Menschliche im Menschen sichtbar machen.

Dieser hohe Kunstanspruch resultiert aus seinen Lebensumständen. Als „entarteter Künstler“ und Ehemann einer jüdischen Frau erlebte Hofer während des Nationalsozialismus Diffamierung und politische Verfolgung. Umso wichtiger wurde ihm die Wahrhaftigkeit seiner Kunst. Insofern zählt er zu den Künstlern der inneren Emigration, die die Wahrheit über die künstlerische Form sichtbar machten.

Nach 1945 wurde Hofer Rektor der Berliner Hochschule für Bildende Künste und engagierte sich für den künstlerischen Neuanfang in Berlin, wobei er am Ideal des Menschenbildes und der deutschen Tradition der figurativen Malerei festhielt, obwohl sich in Deutschland nach der Katastrophe des „Dritten Reichs“ die abstrakte Kunst als Neuanfang deklariert wurde. Hofer setzte sich öffentlich für ein gleichberechtigtes Nebeneinander von Figuration und Abstraktion ein und blieb in seinen eigenen Werken – ohne Pathos, mit klarer Haltung – dem Menschen verpflichtet. 

Die Ausstellung macht die künstlerische Spannweite Hofers sichtbar und zeigt, warum seine humanistische Botschaft heute aktueller denn je ist. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog im E. A. Seemann Verlag

Die Ausstellung „Zwischen Schönheit und Wahrheit“ ist noch vom 21.11.2025 – 15.02.2026 in Halle in der Moritzburg zu sehen.