Nürnberg – Cavallis „La Calisto“ im Staatstheater

Opernkritik "La Calisto" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Cavallis Barockoper „La Calisto“ begeistert in Nürnberg durch originelle Regie und erstklassige Sänger.

Aus dem Orchestergraben erklingen  ungewohnte Instrumente. Der Steg einer Barockgitarre verweist auf das Bühnenbild, wo die Sterne funkeln und ein großer Bär zugleich Tanzbär und Sternbild suggerieren lässt. Genau darum dreht sich alles in Francesco Cavallis venezianischer Barockoper „La Calisto“, eine Liebesgeschichte zwischen Menschen und Göttern auf drei Ebenen, tänzerisch beschwingt musikalisiert, sternenklar koloriert und atmosphärisch frech inszeniert.

Landshut – „Rote Schuh nur  für´s Bett“ – Josef Brustmann in den Landshuter Kammerspielen

Josef Brustmann präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Mit „Das Leben ist kurz – kauf die roten Schuh“ sorgt Josef Brustmann  im ausverkauften Kleinen Theater für einen vergnüglichen Abend

Kaum ein Satz, ohne dass die Zuschauer lachen. Josef Brustmann,  gebürtiger Oberbayer, kann die Menschen unterhalten. Ganz schlicht steht er kerzengerade  mit leuchtend roten Schuhen da und erzählt selbstironisch Privates mit langen Atem in Endlossätzen, wobei man  sich genau auf jedes Wort konzentrieren muss, um sich mittendrin, befeuert durch  ein originelles Wortspiel, über die Ecken und Kanten unseres Leben aus seiner  ironischen Perspektive amüsieren zu können.

München-Korngolds „Die tote Stadt“ in der Münchner Staatsoper

Opernkritik von Korngold "Die tote Stadt" präsentiert von www.schabel-kulltur-blog.de

Nicht den Glamour der 20er Jahre wie in Berlin unter Robert Carsen, Bauhaus-Sachlichkeit wählt Regisseur Simon Stones für seine Inszenierung von Korngolds „Toter Stadt“. Nach drei Jahren ist sie jetzt nach Basel in München zu sehen, wiedereingerichtet von Stones´ Assistentin Maria-Magdalena Kwaschik, weil Stones wegen eines Filmprojekts keine Zeit hatte. Seine Inszenierung setzt auf Realismus und fokussiert auf die psychotische Krise eines Zeitgenossen.

Landshut – „Die Geschichte der Frau“ in den Landshuter Kammerspielen

Sarah Kohr "Die Geschichte der Frau" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Wie reagieren kluge Frauen? Sarah Grunert lässt im Kleinen Theater Landshut  „Die Geschichte der Frau“ als szenische Lesung aufleuchten.

Aus dem Glasfenster eines alten Schrankes lächelt Sarah Grunert. Sie öffnet die  Schranktür, steigt heraus, und beginnt im Scheinwerferspot fünf geschickt ausgewählte Frauenschicksale aus Feridun Zaimoglus „Die Geschichte der Frau“ vorzulesen, jede ganz anders in einer anderen Epoche von der Gegenwart bis in isländische Sagenwelt.

Landshut – Donizettis „Maria Stuarda“ im Landestheater Niederbayern

Opernkritik "Maria Stuarda" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Passt alles zusammen gelingt ein Kunstwerk der besonderen Art. Man kann nur staunen und sich freuen, wie wunderbar Kobie van Rensburg, das Sängerteam und das Orchester unter der Leitung von Basil H.E. Coleman Donizettis „Maria Stuarda“ zum Leben erwecken. 
Kobie van Rensburg  brachte mit der Verdi Monteverdi-Trilogie „Poppea“, „Ulisse, ‚ „L’Orfeo“  und  Händels „Alcina“  originelle Inszenierungen auf die Bühne. Jetzt zeigt Kobie van Rensburg seine Qualitäten als Videokünstler und sein großes Talent die großartigen, aber handlungsarmen Arien dieser Belcanto-Oper  durch eindrucksvolle Bildwelten zu emotionalisieren und dramatisieren.
„Maria Stuarda“ kreist um die berühmte Begegnung von Elisabeth I., Königin von England, und ihrer inhaftierten Halbschwester und Konkurrentin Maria, eine dramaturgische Erfindung, die so historisch nie stattgefunden hat, aber angeblich 57 Opernkompositionen bewirkte.

Landshut – Shaffers „Amadeus“ im Landestheater Niederbayern

Theaterkritik Shaffers "Amadeus" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Was für ein „Amadeus“, was für ein Salieri! Stefan Tilch präsentiert eine zutiefst berührende, umwerfende „Amadeus“-Inszenierung im Landestheater Niederbayern
Eine weiße Flügeltür. Dahinter ein Todeskampf. Nein, nicht Mozart stirbt. Es ist der Vater Salieris. Jochen Decker als Salieri im Rollstuhl beginnt dessen Lebensgeschichte in der Version von Peter Shaffers Theaterstück „Amadeus“ zu erzählen und wie er das macht, ist beeindruckend, berührend,  trifft mitten ins Herz. 

Berlin – Hans Werner Henzes Oper „The Bassarids“ in der Komischen Oper

Henzes Oper "The Basserids" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Am Ende tötet und zerstückelt die Mutter ihren Sohn und die antike  Rache-Tragik hat wieder ein Fortsetzungskapitel. „Das unbeschreibliche Mysterium ist nicht für Sterbliche gestimmt“, konstatiert das Libretto, dennoch vermittelt die hochdramatische Oper nach zweieinviertel Stunden doch sehr viel über die Grundsätzlichkeit der menschlichen Existenz, nämlich den Kampf der ewig menschlichen Polaritäten zwischen Vernunft und Rausch.

Berlin – Thomas Bernhards „Alte Meister“ im Deutschen Theater Berlin

"Alte Meister" von Thom Lux präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Gesprächsgeraune im Museum verflüchtigt sich, Bruckners „Steiermärker“-Ohrwurm erklingt live am Klavier. Im Nebel wird der Bordone-Saal im Kunsthistorischen Museum imaginierbar. Aufgeregten Erklärungen folgt die Stille,  ritualisierte Durchsagen, Wiederholungsphrasen alternieren mit den Kernsätzen des Musikkritikers Reger, wenn er nach den „gravierenden Fehlern“ in den alten Meisterwerken forscht. Durch die Suche des Fragmentarischen legitimiert er seine Existenz. Indem er kritisiert, existiert er und fragmentiert gleichzeitig seine eigene Existenz.

Film- „Porträt einer jungen Frau in Flammen“

Filmkritik "Porträt einer jungen Frau in Flammen" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Als „Meisterwerk“ wird Céline Sciammas Film „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ vermarktet. Meisterlich sind in der Tat Regie und  die Kameraführung von Claire Manton,  die  auf die Augenblicke zwischenmenschlicher Begegnungen und einer beginnenden Liebe bis zur Leidenschaft in Flammen fokussieren. Die Szenen wirken wie leuchtende Ölgemälde, jedes für sich eine vollkommene Komposition.
Für 1770 ist Marianne (Noémie Merlant) in jeder Beziehung eine ungewöhnliche Frau. Sie malt nicht nur Porträts, sie unterrichtet auch, wie man malt.  Wegen einer Auftragsarbeit lässt sie sich über das Meer zu einer einsamen Insel rudern. Als der Holzkasten mit den Leinwänden ins Wasser fällt, holt sie ihn  schwimmend zurück.